Active Sourcing kennen die meisten Personaler, von Passive
Sourcing hört man dagegen bislang eher wenig. So passiv, wie sich diese Art des
Recruitings anhört, ist sie aber gar nicht. Beim Passive Sourcing geht es
darum, den richtigen Mix an "passiven" Maßnahmen zu finden, um
geeignete Kandidaten für eine offene Stelle zu gewinnen.
Hier erklärt Nicola Lehrle aus unserer Sicht sehr treffend, was Passive Sourcing ist und wie es sich
vom Active Sourcing unterscheidet. Zudem zeigen wir, welche Recruiting Kanäle
genutzt werden können und wie Candidate Personas beim Passive Sourcing
weiterhelfen.
Wie lautet die Definition von Passive Sourcing?
Beim Passive Sourcing geht es darum, strategisch geplante
Maßnahmen optimal aufeinander abzustimmen und dadurch ein attraktives
Gesamtpaket für potenzielle Kandidaten zu schaffen. Der Prozess reicht von der
Suche nach Talenten bis hin zum Employer Branding. Jegliche Maßnahmen werden
dabei optimal an die einzelne Person und die jeweilige Zielgruppe angepasst.
Das bedeutet: Passive Sourcing geht einen Schritt weiter als das Active
Sourcing. Somit handelt es sich bei dem Begriff gemäß Definition also um eine weiterentwickelte
Form des Personalmarketings.
Im Gegensatz zum Active Sourcing geht das Unternehmen bei
der passiven Variante nicht aktiv auf potenzielle Bewerber zu, sondern nutzt
einzelne Kanäle und Netzwerke, um Fachkräfte auf sich aufmerksam zu machen.
Somit ist diese Methode vom Active Sourcing dadurch abzugrenzen, dass sie eine
indirekte Möglichkeit des Recruitings darstellt.
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass Passive Sourcing
ein Maßnahmenmix für dedizierte Zielgruppen bzw. Personen ist. Zudem stärkt die
Methode der Personalbeschaffung das Employer Branding.
Was ist das Ziel von Passive Sourcing?
Das Ziel von Passive Sourcing ist es, einzelne Personen
indirekt anzusprechen und für sich zu gewinnen. Somit müssen anhand geeigneter
Maßnahmen zunächst geeignete Kandidaten ausfindig gemacht werden. Anschließend
wird analysiert, wie eine gelungene Kontaktaufnahme möglich ist und welche
Employer-Branding-Maßnahmen am besten funktionieren. Denn ein Talent Pool soll
zwar möglichst personalisiert, im Idealfall aber auch durch Automatismen
gefüllt werden können.
Im Fokus steht somit ein ausgeklügeltes Talent Management.
Ebenso wie beim Active Sourcing erfolgt hier keine einzelne Maßnahme, sondern
eine vollständige strategische Kampagne, mit der die Vorteile der gezielten
Bewerberansprache ausgeschöpft werden. Unternehmen finden durch dieses Vorgehen
heraus, an welchen Stellen, sowohl online als auch offline, die geeignete
Zielgruppe zu finden ist und mit welchen Maßnahmen sie diese erreichen.
Wie unterscheidet sich Passive Sourcing von Active Sourcing?
Beim Active Sourcing geht es um die gezielte Direktansprache
von geeigneten Kandidaten. Zur Zielgruppe des Active Sourcings gehören sowohl
aktive Kandidaten als auch passive Bewerber, also solche, die momentan nicht
aktiv auf Jobsuche sind. Beim Passive Sourcing stehen dagegen indirekte
Maßnahmen im Vordergrund.
Zudem setzt sich Passive Sourcing aus unterschiedlichen,
aufeinander abgestimmten Einzelmaßnahmen des Personalmarketings zusammen. Ziel
ist es, potenzielle Kandidaten für das Unternehmen ausfindig zu machen und
gleichzeitig als Arbeitgeber zu überzeugen. Somit handelt es sich beim Passive
Sourcing um eine indirekte Strategie des Personalrecruitings, während das
Active Sourcing eine direkte Methode der Mitarbeitergewinnung darstellt. Sie
funktioniert auf lange Sicht nur, wenn verschiedene Maßnahmen bestmöglich
kombiniert werden.
Im Idealfall findet die Gewinnung von Kandidaten möglichst
persönlich, aber dennoch automatisiert statt. Hierbei können zum Beispiel
Social-Job-Ads oder SEO-Strategien zum Einsatz kommen. Mit Anzeigen auf Social
Media und anderen Online-Plattformen wie LinkedIn, Facebook, Google, Instagram
und Co. können eine Vielzahl an "schlummernden" Talenten erreicht
werden. Intelligente Targeting-Möglichkeiten des Social-Media-Recruitings
helfen dabei, dass Ads möglichst passend ausgespielt werden. Dabei gilt: Je
zutreffender die Passgenauigkeit zwischen Social-Media-Profil und
Ausschreibung, desto höher sind die Erfolgschancen.
Damit Passive Sourcing reibungslos funktioniert, ist es
notwendig, dass die Karriereseite eines Unternehmen gut erreichbar und
benutzerfreundlich ist. Darüber hinaus sollte sich der Arbeitgeber hier
möglichst attraktiv präsentieren. Zudem können positive Bewertungen auf
Arbeitgeberportalen hilfreich sein.
Somit handelt es sich bei Passive Sourcing also nie um eine
einzelne Maßnahme, sondern immer um das Zusammenspiel von verschiedenen
Aspekten, die für Aufmerksamkeit sorgen, die Corporate Brand aktiv stärken und
den Arbeitgeber möglichst positiv positionieren.
Passive und Active Sourcing müssen sich nicht gegenseitig
ausschließen, vielmehr bildet das Passive Sourcing nicht selten die Grundlage
für weiterführende Konzepte des Active Sourcings, etwa, wenn Personen aus dem
Talent Pool aktiv kontaktiert werden.
Wie können Candidate Personas eingesetzt werden, um die
richtigen Kandidaten zu finden?
Um einen passenden Kandidaten zu finden, müssen Unternehmen
zunächst festlegen, wie der Wunschkandidat eigentlich aussieht. Dazu zählt
zunächst einmal ein Mindset, das zur Unternehmenskultur passt. Eine Methode in
diesem Zusammenhang sind Candidate Personas.
Dabei handelt es sich um fiktive Profile, die einen
Wunschkandidaten detailliert beschreiben. Dazu zählen zum Beispiel mögliche
Interessen, ein Profilfoto oder auch persönliche Eigenschaften. Anschließend
überlegen sich die zuständigen Recruiter, wo sich ihre Wunschkandidaten online
aufhalten. Dies gibt ihnen einen Eindruck darüber, welche Recruiting-Kanäle
besonders geeignet sind.
Die festgelegten Qualifikationen und Interessen der
Candidate Persona geben zudem Hinweise für die Gestaltung von
zielgruppengerechtem Inhalt. Und obwohl Candidate Personas einen Kandidaten
nicht exakt abbilden können, sollten sie möglichst detailgenau erstellt werden,
um eine genaue Vorstellung der Ansprache zu erhalten. Mit Candidate Personas
kann ein besseres Zielgruppen-Targeting erfolgen. Dies minimiert Streuverluste.
Laut Studien ist zudem eine Resonanzsteigerung von bis zu 28 Prozent möglich.
Welche Kanäle können für Passive Sourcing genutzt werden?
Beim Passive Sourcing sollten immer verschiedene Maßnahmen
miteinander kombiniert werden. Dabei können Unternehmen aus folgenden Kanälen
und Möglichkeiten wählen:
Recruiting über Suchmaschinen
Anhand von suchmaschinen-optimiertem Recruiting können
passende Inhalte in einer Stellenanzeige oder anderem Content aufgebaut werden,
sodass sie von Suchmaschinen besser ausgegeben werden. Somit sollten Personaler
wissen, welche Begriffe potenzielle Talente suchen und entsprechend handeln.
Hierfür kann eine Datenanalyse im Vorfeld hilfreich sein. Die Boolesche Suche
ermöglicht es zum Beispiel, Ergebnisse durch verschiedene Faktoren zu filtern,
die sogenannten Booleschen Operatoren. So lassen sich ausschließlich relevante
Ergebnisse erzielen.
Personalisierte Karriereseiten
Speziell angepasste Inhalte sind die Grundlage dafür, dass
Besucher nicht aktiv suchen müssen, sondern direkt und ohne Aufwand
personalisierten und passenden Inhalt angezeigt bekommen. Was bei Amazon und
Co. längst Standard ist, wird auch im Recruiting zunehmend genutzt.
Content-Marketing, E-Mail-Marketing und Inbound Marketing
E-Mail-Marketing gilt als die Zukunft von Passive Sourcing.
Dadurch soll schon bald eine vollständige Automatisierung möglich sein. Bereits
jetzt ist zu beobachten, dass eine Integration von E-Mails und Nachrichten
angestrebt wird. Via Landingpage, Chat Bots und ansprechendem Content werden
Besucher neugierig gemacht und anschließend animiert, sich für einen Newsletter
zu registrieren. Darüber wird ein dauerhafter Kontakt hergestellt.
Dieser Prozess der Automatisierung soll so weit ausgebaut
werden, dass der Inhalt erst beim Besuch des Users passend zusammengestellt
wird. Durch den Einsatz von Cookies soll das Surfverhalten in wenigen
Millisekunden ausgewertet und dadurch eine personalisierte Karriereseite
zusammengestellt werden.
Recruitainment
Da die Aufmerksamkeitsrate der heutigen Generation durch das
Überangebot im Web stetig sinkt, wird es für Unternehmen zunehmend schwierig,
Fachkräfte zu erreichen und zu begeistern. Und genau hier kommt Recruitainment
zum Einsatz. Denn die Mischung aus Unterhaltung und Karriere-Events in
Verbindung mit Recruiting-Absichten eignet sich ideal, um Aufmerksamkeit und
Bindung bei potenziellen Kandidaten zu erzielen.
Empfehlungsmanagement
Eine weitere Option ist die Nutzung von
Empfehlungsmanagement-Software. Dabei handelt es sich um eine zentrale Methode
von Talent Acquisition 2.0, die auf den Empfehlungen anderer beruht.
Social Media Recruiting
Auch wenn das Recruiting über soziale Netzwerke zu den
typischen Methoden des Active Sourcings gehört, zum Beispiel in Form von
Profile Mining, lässt es sich auch für das Passive Sourcing einsetzen. Indem
sich potenzielle Arbeitgeber auf Social-Media-Plattformen zielgruppengerecht
präsentieren, stärken sie ihr Employer Branding und machen aktive und passive
Kandidaten auf sich aufmerksam.
Talent Management Software
Ein Talent Pool ist nicht einfach nur eine Datenbank. Ganz
im Gegenteil: Hierbei handelt es sich um ein Netzwerk. Die vorhandenen Kontakte
müssen also regelmäßig gepflegt werden. Für eine gesunde Kontaktpflege genügt
es in der Regel, dass von Zeit zu Zeit eine lockere Ansprache via Social Media
erfolgt.
Damit dies nicht mit viel Aufwand verbunden ist, kann eine
sogenannte Talent Management Software eingesetzt werden. Teillösungen hierfür
sind zum Beispiel der Talent Manager von Xing und der LinkedIn Recruiter. Über
Tools wie den LinkedIn Recruiter lassen sich passende Kandidaten gezielt
mithilfe eines Suchfilters identifizieren.
Mobile Recruiting
Neben dem Social Recruiting zählt auch Mobile Recruiting zu den Maßnahmen des Passive Sourcings. Denn vor allem die jüngere Generation nutzt Tablet und Smartphone, um nach Jobs zu suchen. Somit haben Unternehmen, die junge Kandidaten suchen, die Möglichkeit, mehr Bewerber via Mobile Recruiting zu erreichen.
Welche Kennzahlen und Daten helfen bei der passiven Ansprache?
Ein wichtiges Tool im Passive Sourcing sind
HR-Data-Analysen. Anhand von HR-Analytics können Recruiter ausfindig machen,
welche Online-Quellen passende Kandidaten liefern. Somit können
erfolgversprechende Kanäle beibehalten und ausgebaut werden und ungeeignete
Kanäle abgeschafft werden.
Zudem bietet eine Analyse die Basis für die weitere
Budgetverteilung. Dabei werden Bewerberquellen nach zwei Faktoren beurteilt:
der Quantität und der Qualität. Das heißt: Es wird analysiert, welche Kanäle
die meisten Bewerber bringen und welche Kanäle Kandidaten generieren, die
tatsächlich zu Mitarbeitern geworden sind.
Zudem können die KPIs der eigenen Karriereseite oder auch die Kennzahlen von externen Seiten wie Jobportalen, sozialen Netzwerken oder Google ausgewertet werden, um zu erkennen, welche Plattformen und Social-Media-Kanäle die meisten neuen Mitarbeiter bringen. Hier kann zum Beispiel die Bounce Rate oder die Anzahl an Klicks auf die Stellenanzeige ein relevanter Indikator sein. Diese Kennzahlen bieten die Möglichkeit, die Candidate Journey immer weiter zu verbessern.
Welche Tools erleichtern Recruitern das Passive Sourcing?
Sowohl LinkedIn als auch Xing bieten spezielle Tools, um das
Passive Sourcing zu erleichtern. Dabei haben Recruiter den Vorteil, dass
geeignete Werkzeuge sowie alle hierzu notwendigen Informationen schon zur
Verfügung stehen. Dies ermöglicht ein schnelles Anwerben von passiven
Kandidaten.
Darüber hinaus gibt es auch Firmen, die mit speziellen
Lösungen bei der Besetzung von offenen Positionen helfen. Ein Unternehmen, das
Recruiter beim Prozess des passiven Recruitings unterstützt, ist Onlyfy. In
Zusammenarbeit mit Xing bietet Onlyfy mehr Sichtbarkeit für Stellenanzeigen,
erleichtert die Veröffentlichung von Anzeigen und will den Cultural Fit
erhöhen.
Die Autorin dieser Beschreibung ist Nicola Lehrle.